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Räuchern: Der Duft der Götter

Das Verräuchern von Harzen und Kräutern ist eine uralte Kunst, deren Ursprung so alt ist wie die Menschheit und die Nutzung des Feuers. Geräuchert wurde seit Jahrtausenden in allen Hochkulturen.

 

Begonnen hat das Räuchern sicher damit, dass unsere Vorfahren Holz ins Feuer hineingeworfen und dabei je nach Holz unterschiedliche Gerüche wahrgenommen haben. Diese erzeugten angenehme Düfte und Wohlbefinden. Mit der Zeit suchten sie gezielt nach bestimmten Hölzern oder Kräuter, ihr Wissen um das Räuchern vergrößerte sich und wurde weiter verbreitet durch mündliche Überlieferung.

Praktische Anwendung erlangte das Räuchern, da es die Luft der Behausung verbesserte. Besonders wenn sich kranke Menschen im Raum aufhielten, aber auch um Nahrungsmittel zu garen und haltbar machen. Räucher-Rituale erlangten aber auch in der Medizin, religiösen Ritualen oder Weissagungen große Bedeutung.

Schon in der Steinzeit haben Menschen auf Altären Räucherrituale abgehalten. In der Mitte von keltischen Siedlungen gab es eine große Feuerstelle in der duftendes Räucherwerk verbrannt wurde. In Ägypten und Mesopotamien sandte man mit dem duftenden Rauch Botschaften an die Götter. Bei den alten Griechen wurde es bereits für Heilzwecke verwendet. Im Orient, vor allem bei den Arabern, entwickelte sich eine besonders ausgeprägte Duft- und Räucherkultur. Die Indianer Amerikas räucherten sehr intensiv und suchten dadurch Heilung und Einklang mit der Natur. Im Erzgebirge drehten die Bergleute Räucherkegel und nahmen sie mit unter Tage. In Europa war das Räuchern mit Kräuterbüscheln verbreitet.

Räuchern diente zur atmosphärischen Reinigung und Desinfektion von Häusern und Wohnräumen. Seuchen wie die Pest versuchte man durch Räuchern einzudämmen. Kostbare Räucherharze wie Weihrauch dienten als Opfergabe an die Götter, wenn man diese besänftigen wollte oder Bittgebete an sie richtete. Räuchereien dienten zur Parfümierung von Körpern oder zur Steigerung und Anregung der Lust.

Räucherwerk wurde eingesetzt bei Meditationen zur Stärkung der spirituellen Energien.

Das Verräuchern diente allgemein sakralen, zeremoniellen, heilenden oder ritualen Zwecken und war früher ein fester Bestandteil des Lebens in der menschlichen Gesellschaft. In Indien, Tibet, China und Japan wird das Räuchern wie schon vor Jahrtausenden noch heute täglich von Millionen von Menschen praktiziert. In Europa ist die Kunst des Räucherns etwas in Vergessenheit geraten, wird jedoch zunehmend beliebter.

 

Zum Räuchern geeignete Pflanzen enthalten ätherische Öle. Der Duft verbreitet sich und dringt über die Atemorgane ins Gehirn ein und wirkt je nach Inhaltsstoffen erregend oder beruhigend, heilend auf Atmung, Nerven oder Gehirn.

 

In Asien weit verbreitet sind die Räucherstäbchen. Jeder, der schon einmal in Indien unterwegs war kommt an den rauchenden Stäbchen auf den Altären in hinduistischen oder buddhistischen Tempeln, in öffentlichen Räumen oder in Ashrams gar nicht vorbei. Man ist immer irgendwie umgeben von Sandelholzgeruch heiliger Plätze. Die pulverisierten und in Form gepressten Pflanzen oder Hölzer sind ein fester Bestandteil des Alltags in Indien und seit den sechziger Jahren, als die Beatles in Indien waren, sind sie auch bei uns verbreitet.

Ursprünglicher bei uns in Europa ist jedoch das Verräuchern von unbehandeltem losem Räucherwerk. Dabei werden Harze oder Pflanzenteile über Feuer verglüht bzw. langsam abgebrannt.

 

Die Räucherkohle wird angezündet und man lässt sie gut durchglühen in einer Schale mit Sand. Dann kann man die Kräuter oder Harze drauf legen und mit einer Feder wird der Rauch verteilt im Haus. Danach gut lüften, da die Feinstoffe des Kohlerauchs nicht gut für die Lunge sind.

Die Vorfahren glaubten noch an die Macht der bösen Geister, und darum wurde vor allem in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Drei Königstag intensiv geräuchert. Man nannte diese Zeit die Rau(c)hnächte. In diesen 12 Nächten kämpfen die Geister laut Überlieferung um Licht und Dunkelheit. Um sich vor den dunklen Mächten zu schützen räucherten die Menschen Haus, Viehstall und Hof aus. Ich erinnere mich noch gut an die Jugendbuchserie „Gulla“ von der schwedischen Kinder- und Jugendbuchautorin Martha Sandwall-Bergström. Ich habe sie verschlungen! Die Autorin wurde 1913 geboren und erzählt in einem der Bände auch von den gefährlichen Rauhnächten nach Weihnachten. Dunkle Geister und Wesen treiben sich um die Häuser und abends trauen sich die Bauersleute und Vornehmen Leute im Herrensitz nicht mehr aus dem Haus.

 

Heute gibt es andere Gründe um während der Weihnachtszeit zu räuchern: Man sagt, dass der 24. Dezember die Zeit der Reinigung und des Loslassens ist. Zum Räuchern werden Pflanzen oder Weihrauch verwendet. Mit Weihrauch will man sich mit dem Göttlichen Geist verbinden, das Materielle und Alltägliche hinter sich lassen.

Der 31. Dezember und 1. Januar verbindet das Alte mit dem Neuen.Es ist die Zeit der Harmonisierung mit Weihrauch oder Myrrhe.

Bis zum 6. Januar kommen die Sternsinger ins Haus, die Zeit von Neubeginn und frischer Energie mit Weihrauch.

 

Weihrauch ist ein Harz, und man kann auch unsere heimischen Harze zum Räuchern verwenden. Er nennt sich heimischer Waldweihrauch (Olibanum sylvestre). Er besteht aus Fichten- oder Kiefernharz, welches von selbst ausgelaufen ist und zu Klümpchen erstarrt. Bis ins letzte Jahrhundert wurde Fichtenharz als preisgünstiger Ersatz für den teuren orientalischen Weihrauch eingesetzt. Er entwickelt einen süßlichen, kräftigen Duft.

Der Arabische Weihrauch stammt aus dem Oman. Die hochwertigste Stufe hat große, sehr helle leicht transparente Harzstücke. Er enthält eine Vielzahl an ätherischen Ölen und entfaltet deswegen beim Räuchern einen sehr starken balsamischen intensiven Duft. Bemerkenswert ist sein stark entzündungshemmender Wirkstoff, die Boswelliasäuren. Weihrauch hebt die Energie an, und es soll nach dem Reinigen der Räume verwendet werden. Nicht umsonst wird er als Duft der Götter bezeichnet. Die Orthodoxe und Katholische Kirche wussten wohl um seine Wirkung

Neben Harzen verwendet man getrocknete und zerkleinerte Hölzer und Rinden, zerkleinerte Kräuter, Blätter, Nadeln und Wurzeln.

 

Wacholder wirkt desinfizierend und soll die bösen Geister vertreiben. Das duftende Mariengras (Hierochloe odorata) ist ein Süßgras, und wurde bei der Verehrung der Jungfrau Maria verwendet. Der Wüstenbeifuß (Artemisia tridentata) kommt vor allem in den trockenen Gebieten der westlichen USA vor. Die nordamerikanischen Indianer verbrennen ihn in Zeremonien im Glauben, dass er die bösen Geister fernhält und die Gedanken reinigt.

 

Rezepte:

Schnüren eines eines Kräuterbündels
Die Kräuter werden im Sommer gesammelt, fest gepresst und mit einer Kordel fest zusammengebunden. Das Bündel wird schnell an einem warmen und trockenen Ort getrocknet, damit es nicht schimmelt. Verwenden kann man Salbei, Lavendel, Rosmarin, Wacholder und Beifuß oder auch Minze.

Diese Pflanzen wirken heilend und desinfizierend.

 

Fichtenharzsalbe (Perchtensalbe)

2 bis 3 Jahre altes Baumharz mit einer Holzschaufel lösen (kein frisches Harz, da der Baum es zum Verschließen der Wunde braucht.
20 g Harz, 10 g Bienenwachs,, 40 ml Olivenöl

Olivenöl im Wasserbad erwärmen (nicht über 60°C), dann das Bienenwachs dazu und das Fichtenharz. Langsam schmelzen lassen. Es soll nur leicht blubbern.

 

Bei Räucherritualen reinigt sie die Raumluft und und fördert die Konzentration. Als Salbe hilft sie bei Muskelschmerzen, Akne, offenen Wunden und Rheuma. Sie ist auch eine sehr gute Zugsalbe.

Bei Muskelverspannung: Ein paar Flocken Chili dazu.