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Das Edelweiß, ein Immigrant aus Zentralasien

Edelweiß (Leontopodium nivale)

 

 

Das scheanste Bliamerl auf der Welt, das ist das Edelweiß. Es bliat versteckt, am höchsten Grat, wohl zwischen Schnee und Eis...

Dieses Lied hat meine Oma gern vorgesungen, als ich noch ein Kind war. Und es hat mich sehr beeindruckt, bis heute.

Das Edel-weiß ist das Symbol für nobel, vornehm und Reinheit.

Die jungen „gstandenen“ Mannsbilder haben die steilen, ausgesetzten Felswände erklommen, um der Schönen Geliebten so ein Edelweiß zu bringen. Aber mancher hat gegen den Fels verloren:

...die Liebste sagt zu ihrem Bua (meine Oma sang immer die Mutter sagt zu ihrem Bua), geh bring mir so a Streißerl her... der Bua der geht, ... und kehrt nicht zurück.“

Abgestürzt, ganz bluatig rot, zwischen Felsen, liegt er da, mit dem Sträußlein Edelweiß in der Hand.

Aber entgegen weit verbreiteter Ansicht ist das Edelweiß keine Steilfels-Pflanze. Sie kommt zwar dort vor, und hat dort überlebt. Denn sie wurde an allen leicht zugänglichen Stellen in den Alpen abgepflückt und fast ausgerottet.

Bis heute gibt es zahlreiche Lieder, die das Edelweiß besingen.

Ursprüngliche Heimat sind nicht die Alpen, sondern die Hochsteppen Zentralasiens. Erst nach der Eiszeit ist es in die Alpen eingewandert. Vor 10 000 Jahren, mit dem Abschmelzen des Eispanzers, der die meisten unserer Berge bedeckte, breitete sich eine vegetationsfreie Steppe - und mit ihr das Edelweiß - aus.

Heute ist das Edelweiß in Österreich geschützt. Dank höherem Naturschutzbewusstsein der Wanderer, wächst es wieder auf steinigen Wiesen, seltener auf Almwiesen, zwischen1800 und 3000 Meter, von Juli bis September.

Ganz berühmt ist die Höfats in den Allgäuer Alpen nahe Obersdorf für seine großen Edelweißstöcke, die nur auf den kieselsäurehaltigen Hornsteinkalken wachsen.

Der Berg ist seit 1911 unter Naturschutz, aber 1923 während der Inflation war die symbolträchtige Pflanze beinahe ausgerottet. Sie wurde damals büschelweise gepflückt und am Bahnhof Obersdorf den Touristen verkauft. Im Jahr 1935 hat die Bergwacht ein Zelt auf 2000m aufgestellt, und das Edelweiß vor den Bergsteigern beschützt. Öfters kam es vor, dass sie die flüchtenden Edelweißdiebe verfolgt haben. Dank deren Einsatz hat es überlebt.

Es ist eine ganz besondere Pflanze. Das was wir als Blüte ansehen, der blendend weiße Stern, sind dichtfilzig behaarte Hochblätter (im Volksmund heißt sie darum auch Wollbleamerl). Tausende kleine Luftblasen in dem durcheinander gewirkten krausen Haar reflektieren die Sonnenstrahlen und lassen die Blätter reinweiß erscheinen. Das wirkt wie ein Signal für nektarsuchende Insekten. Die Wollhaare wärmen, schützen vor Verdunstung bzw. Austrocknen und vor Verbrennen der Blätter auf Grund der extremen Bestrahlung. Andere Blütenpflanzen in dieser Höhe schützen ihre Blätter neben Behaarung auch mit einer Wachsschicht, wie wir unsere Haut mit Sonnencreme Schutzfaktor 50!

Bekannt wurde das Edelweiß zuerst durch ein Portrait von Kaiserin Sisi von 1865. Der Franz Xafer Winterhalter malte sie mit neun künstlichen, ins Haar eingeflochtenen Edelweiß-Sternen. Der Schmuck war aus Gold und Edelsteinen angefertigt. Vor allen anderen seltenen Pflanzen wurde diese symbolträchtige Blume in der Monarchie bald schon unter Schutz gestellt. Und mit der Zeit wurde das Edelweiß von vielen Vereinen und militärischen Einheiten im 1. und 2. Weltkrieg als Symbol übernommen. Das gilt bis heute .Während der Nationalsozialistischen Herrschaft bildete sich auch eine Widerstandsgruppe unter dem Namen „Edelweißpiraten“. Andererseits war die „Edelweiß – Division, von Hitler als „seine Garde – Division“ bezeichnet, an Kriegsverbrechen wie dem Massaker auf Keffalonia (1943) beteiligt.

So wurde das Edelweißsymbol für viele Zwecke missbraucht.

Heute wird das Alpenedelweiß und auch Sorten aus dem Himalaya auch in Gärtnereien angebaut. Hier verlieren die Blätter zwar oft ihre reinweiße Farbe und vergrünen auf dem nährstoffreichen Boden und der geringeren Sonnenkraft als im Gebirge.

Vor Mitte des 19. Jahrhunderts war die Pflanze unbedeutend. In Bayern wurde sie traditionell mit Milch und Honig gekocht und gegen Bauchschmerzen auch beim Vieh verwendet.

In heutiger Zeit gibt es Edelweißextrakte als Feuchtigkeitspflege, Sonnenschutz und Anti-Aging gegen UV-Bestrahlung in der Kosmetik. In den Schweizer Alpen wird es in Feldern angebaut und auch in Tees, Liköre und Bier hinein gegeben.