Wild, grün und knackig!
Es ist Frühling! In Garten, Wiese und Wald beginnt das Keimen, Austreiben, Wachsen und Blühen. Schmetterlinge, Bienen und Käfer kommen heraus und wer die Augen öffnet, erlebt jetzt rundherum überwältigende Lebenskraft und Fülle
Ein winziges Etwas bohrt sich durch die sandige Erde hindurch und öffnet rasch seine Blüten, der Frühlingssonne entgegen. Es ist der Huflattich. Eine der ersten Frühlingsblüten, die sich mutig und keck hervorwagt, dort wo der Schnee geschmolzen ist. Die wärmenden Strahlen regen die Säfte an zu fließen, Wurzeln wachsen, obwohl er auf scheinbar unwirtlichem Boden wächst. Zum Beispiel an den schlammigen Ufern des Lech.
Die Blätter erscheinen erst nach der Blütezeit. Die Blüten schmecken leicht aromatisch, als Tee lindert er Husten, Bronchitis und Heiserkeit und löst den Schleim im Hals. Die Blüten schmecken gut im Salat. Man brät sie in geklärter Butter oder gibt sie ins Omelette. Allerdings hat man auch krebsfördernde Inhaltstoffe gefunden, und Huflattich Tees sind aus den Apotheken verschwunden.
Wenn die ersten grünen Flecken in unserem Garten erscheinen, streckt sofort das Gänseblümchen sein gelb-weißes Köpfchen in die Höhe. Klein und unscheinbar. Früher und heute noch flechten Kinder daraus Haarkränze zusammen mit Himmelschlüssel. Knospen und halb geöffnete Blüten schmecken gut im Salat. Es wirkt blutreinigend, Darm sanierend, und gegen Hautleiden aller Art, schreiben die Kräuterbücher. Die Gänseblümchen waren bei den Germanen die Symbole der Freya für Fruchtbarkeit und Neubeginn.
Gelbe, kleine Sonnen färben im April und Mai die Wiesen gelb. Die zarten Schirmchen fliegen nach der Blüte durch die Luft, wenn Kinder in die Samenkugeln hineinblasen und dabei ihre Freude haben, macht daraus bitter süßen Honig oder herb-frischen Feld-Salat: Das kann nur der Löwenzahn sein. Er ist ein starkes Heilmittel mit seinen Bitterstoffen, reinigt Blut, entgiftet die Leber oder hilft bei Frühjahrsmüdigkeit. Die Wurzeln enthalten besonders viele Bitterstoffe und können genauso wie die Blätter oder Blüten in den Salat hinein geschnitten werden. Die Gesamtheit der Wirkstoffe wie Taraxacin, Insulin und Kieselsäure regen die Arbeit von Leber und Niere an und fördert den Stoffwechsel. Getrockneter Löwenzahn ist eine wichtige Rauchpflanze bei schamanischen Ritualen.
Durch das Auspeitschen mit einem Brennesselstrauß könne die sexuelle Leistungsfähigkeit des Mannes gesteigert werden! Schrieb zumindest Petronius, ein römischer Dichter zur Zeit Neros. Man darf sich danach aber nicht mit kaltem Wasser waschen, da sonst das wohlig-angenehme Wärmegefühl verschwindet und statt dessen ein lästiges Brennen einsetzt. Heutzutage gibt es für solche Probleme ja Pillen. Die Brennessel ist ein Stickstoffzeiger, weil sie besonders gern auf stickstoffhaltigen Böden wächst. Beim Anfassen brechen ihre Brennhaare ab und Nesselgift tritt aus. Es brennt und juckt! Trotzdem ist sie eine große Heilpflanze und wie die meisten Frühlingsblüher wirkt sie blutreinigend, bei Rheuma und Gicht, als Tee getrunken in einer Frühjahrskur. Brennesselspinat mit Sahne schmeckt hervorragend zu Nudeln.
Der Hollerbusch wächst am Waldrand, neben „Heustadeln“ und in Gärten alter Bauernhäuser auf fetten, frischen Böden. Die Blätter erscheinen im März und April. Sie wirken blutreinigend wie alle Pflanzen, die die Ausscheidung über die Nieren anregen. Eine Göttin, Frau Holle, gab der dem Busch seinen Namen. Als beschützender Hausgeist soll sie in diesem Strauch wohnen und die Germanen brachten angeblich dort ihre Opfer zu Ehren der Göttin dar. Noch aus dem 18. Jahrhundert wird berichtet, dass die Menschen sich scheuten, einen Holunderbusch zu fällen. Heute ist die Ehrfurcht vor dem Baum vergessen. Geblieben ist nur der Name. Holunderblüten erscheinen im Mai und liefen den idealen Schwitztee bei Erkältungen, oder auch zur Linderung bei Rheuma.
Zu einer Frühjahrskur gehören auch die Blätter von Spitzwegerich, die zusammen mit Löwenzahn aus der Erde schießen. Die grünen Blätter schmecken im Salat oder als Saft bei Husten und Erkältung. Frisch gepflückte Blätter können verrieben und auf frische Wunden gelegt regen rasch die Wundheilung an.
Der Bärlauch, vor allem in Buchen und Mischwäldern zu Hause, schmeckt im Salat, Suppe oder Omelette. Verreibt man die Blätter zwischen den Fingern, duftet er stark nach Knoblauch und kann so nicht mit Maiglöckchen und Herbstzeitlose verwechselt werden. Auch die Blätter der Knoblauchsrauke geben dem Frühlingssalat einen Knoblauchduft. Sie wächst in der Nähe von Brennesseln und in Gärten und kann zum Beispiel in Essig angesetzt werden. Dazu nimmt man die ganze Pflanze und lässt sie in einer Flasche Weinessig ziehen. Davon kann man täglich ein Gläschen trinken oder in den Salat mischen. Früher wurde sie in den Bauerngärten als Gemüse angebaut.
Auch der Waldmeister liebt Buchenwälder und kommt bald heraus. Nicht zu vergessen, die Gartenkräuter und Blüten, die einfach nur so, weil sie da sind unser Auge und unser Herz erfreuen. Denn nicht alles was wächst, muss auch genützt werden.