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Auf dem Jakobsweg, mit dem Rad von Spanien nach Hause

Aller Anfang ist schwer

3. April 2022

Nein, ich habe überhaupt keine Lust jetzt alleine mit dem Rad weiter zu fahren. Es hat Minus 1 Grad, und Jürgen wird jetzt mit unserem Ford Transit Euroline und unserem Hund Arco zurück fahren nach Reutte in Tirol. 2000 km sind wir von zu Hause entfernt, und unsere letzte gemeinsame Nacht haben wir in einem Hotel in der Nähe von Leon verbracht. 3 Wochen waren wir nun gemeinsam auf dem Jakobsweg zu Fuß am Weg. Von Zafra, 200 km nördlich von Sevillia, sind wir gestartet und bis Salamanca gehatscht. Ja, oft war es für mich eine mühsame Hatscherei. Einmal 33 km am Tag.

Und nun heißt es Abschied nehmen für einen Monat. Ich bleibe hier, weil ich es so wollte. Weil ich davon geträumt habe, mit dem Rad und Zelt durch Europa zu fahren. Weil ich immer vom Abenteuer und dem Reisen in die Ferne träume. Aber den Traum in die Tat umsetzen ist wieder etwas anderes. Da gehört schon eine Portion Mut dazu - beim ersten mal. Und ich nehme all meinen Mut zusammen und denke: Es kann mir nichts passieren. Ich bin behütet und beschützt, ich werde immer einen Weg finden und die Hilfe bekommen, die ich brauche. Ich wollte es so, und nun geh ich den ersten Schritt, bzw. Fahr jetzt los, trotz Graupelschauer und minus 1 Grad. Die Wasserpfützen am Straßenrand sind noch gefroren. Von Leon muss ich immer nur Richtung Nord-Osten fahren, Richtung Pyrenäen. Dann über die Pyrenäen nach Frankreich. Dort endet der Jakobsweg per Rad und ich fahre den Eurovelo 3 weiter Richtung Orleans. In Orleans wechsle ich auf den Eurovelo 6 die Loire entlang bis Basel. Am 1. Mai muss ich auf jeden Fall zu Hause sein, weil die Arbeit beginnt.

Aber heute ist der 3. April und ein Sonntag. Mama hat Geburtstag und ich rufe sie an.

Erzähle, dass ich heute los fahre. Dazu meint sie: "Das ist doch nichts was du da tust!" Nicht sehr ermutigend. Ich sage ihr nicht, dass mir das Herz auch in die Hose gerutscht ist, dass ich Angst habe.

Und dann fahr ich endlich los.

Ich kämpfe mit starkem Gegenwind. Aber beim Radeln geht es mir gut. Mir ist warm und ich komme ganz gut voran. Allerdings habe ich warme Handschuhe von Jürgen an. Ich fahre meistens auf der Straße. Sie ist wenig befahren. Und abends erreiche ich Terradillos de los Templario. Da soll es eine nette Pilgerherberge geben. Ich kenne mich noch nicht gut aus und spreche kein Wort Spanisch. Und mein Handy ist leer, ich kann also nicht den Google Übersetzer fragen. Mit Händen und Füßen frage ich mich durch, und schließlich finde ich eine nette Herberge.

Die Übernachtung im Lager kostet nur 10 € und das Abendessen mit 3 Gängen nur 12 €! Es wird ein lustiger Abend. Die anderen Pilger gehen alle natürlich Richtung Santiago. Amerikaner, Puerto Ricaner, Spanier, Deutsche, Holländer. Wir unterhalten uns gut, und lachen viel. Die Strapazen des ersten Tages sind vergessen!