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Warum ich dieses Jahr so viele Schlehenbeeren gesammelt habe

Begehrt von Mensch und Tier!

Die Schlehen, undurchdringliche Hecken und Rückzugsort vor Fressfeinden

 

Die Früchte der Schlehe (Prunus spinosa)sind nicht nur bei uns Menschen sehr beliebt. 20 verschiedene Vogelarten, darunter Meise und Grasmücke, freuen sich im Herbst und Winter ebenfalls über die nahrhaften Früchte.

Ein Vogel hat eine besonders elegante Methode entwickelt, um den dornigen Strauch als Vorratskammer zu nützen. Es ist der Neuntöter, leicht erkennbar an seiner schwarzen „Zorromaske“. Zugegeben, empfindliche Seelen könnten sein Verhalten auch als grausam oder „pfuiteifl“ bezeichnen. Er spießt nämlich die erbeuteten Insekten und Mäuse auf den langen spitzen Dornen auf und zieht sie dann eins nach dem anderen vom „Spieß“ herunter, um sie zu verspeisen. Die Schlehen leben in Gesellschaft mit Wildrosen und Weißdornarten, Berberitze, und Wacholder.

Als Hecke findet man ihn also auf extensiv genutzten Kulturlandschaften, die bereits in der Jungsteinzeit entstanden sind. Im Pfahlbaudorf Sipplingen am Bodensee fand man durchlöcherte Schlehenkerne, die offensichtlich als Halskette getragen wurden. Diese Heckenlandschaften verschwanden zunehmend ab Mitte 20. Jahrhunderts, mit der Flurbereinigung. Mit ihnen verschwand auch der Neuntöter aus Wiesen und Feldern.

Die Heimat des Schlehdorns ist Europa, ostwärts bis zum Kaukasus und südlich bis Nordafrika. In Amerika gilt er als eingebürgert. Auf geeigneten Böden, am liebsten auf Kalk, wächst er von der Ebene bis in 1600 Meter Höhe.

Die Schlehe zählt zu den wichtigsten Wildsträuchern für Tiere. Ihre Blüten, die sich vor den Blättern entfalten, verströmen einen süßlichen Duft. Sie werden von unzähligen Schmetterlingen, 20 verschiedenen Wildbienenarten und Käfern besucht. Sind die Blätter endlich da, werden sie von den Raupen einiger sehr selten gewordener Schmetterlinge als Futterquelle genützt. Im Holz schließlich entwickelt sich dann die Larve eines wärmeliebende Bockkäfers. Auch ist sie ein wichtiger Schutz und Rückzugsort für Tiere vor Fressfeinden.

Die Schlehe gehört zu den Rosengewächsen und ihr Name ist wohl auf die Farbe ihrer Frucht zurückzuführen. Er leitet sich vom indogermanischen Wort (S)li ab, was bläulich bedeutet. Man findet diese ursprüngliche Bedeutung auch als Silbe im Pflaumenschnaps Slivovitz. Im Althochdeutschen wurde die Schlehe als sleha, im Neuhochdeutschen als slehe bezeichnet. Nicht verwunderlich ist die Namensverwandtschaft mit dem Slivovitz, denn die Schlehe ist eine kleine heimische Wildpflaume, und Zwetschke, Pflaume und Mirabelle stammen von ihr ab. Innerhalb der Steinobstgewächse wird sie der Gattung Prunus zugeordnet und spinosa bedeutet „bedornt“. Aus diesem Grund sind Schlehen im Volksmund auch als Schwarzdorn bekannt.

Die Früchte entwickeln sich erst im Spätherbst. Wegen ihrem hohen Gerbstoffgehalt im Fruchtfleisch sind sie erst nach Frosteinwirkung genießbar. Manche legen die Beeren in den Gefrierschrank,was ich vor ein paar Jahren noch nicht wusste. Als ich dann selbst sammeln wollte habe ich mich gewundert. Wie war es möglich, dass an den Schlehensträuchern am Frauensee oder Pinwang schon vor dem Frost keine Beere mehr am Strauch hing? Doch ich hoffe so wie die Vögel, dass dieses Jahr doch noch ein paar Beeren für uns hängen bleiben.

Durch Frosteinwirkung werden die Früchte weich und die Gerbstoffe abgebaut.

Schon in der Antike war Schwarzdorn eine anerkannte Heilpflanze. Sie wirkt entzündungshemmend, hilft Blutungen zu stillen und kann bei Rheuma, Gelbsucht, gestörter Nierenfunktion sowie Harngrieß und Nierensteinen helfen. Dafür wird Schlehensaft getrunken oder Beerenmus gegessen. Getrocknete Schlehenfrüchte wirken als Tee zur Stärkung des Immunsystems . Ebenso kann man sie bei Zahnfleischbluten und Zahnentzündungen wie Kaugummi kauen. Nur die Kerne enthalten etwas Blausäure, also ausspucken.

Aus den zarten Blüten der Schlehe lässt sich ein wohlschmeckender Tee bereiten. Er kann als Frühjahrskur und zur Kräftigung nach Krankheit täglich getrunken werden. Weiterhin unterstützt dieser Tee bei Erkältung, Fieber, zur Magenstärkung, bei Verstopfung und krampfartigen Schmerzen. Pfarrer Kneipp verwendete ihn vor allem als unschädliches Abführmittel, welches auch für Kinder geeignet ist.

Ich habe ein paar Rezepte herausgesucht:

 

Schlehensaft
Schlehen mitkochendem Wasser übergießen und stehen lassen

  1. Beeren herausfiltern, das Wasser wieder aufkochen und noch einmal über die Schlehen geben

  2. Wiederum 24 Stunden stehen lassen

  3. Diesen Prozess sechs mal wiederholen, von mal zu mal wird der Aufguss dunkler und geschmackvoller

  4. Fange den Schlehensaft am letzten Tag in einem Kochtopf auf, gib den Zucker und den Zitronensaft hinzu und lasse ihn einmal sprudelnd aufkochen. Tipp: Wenn du möchtest, kannst du den Saft noch mit etwas Zimt abschmecken. Das gibt ihm ein besonderes Aroma, das vor allem gut in die Weihnachtszeit passt.

5.Fülle den heißen Schlehensaft direkt in saubere Glasflaschen ab und verschließe sie fest. Lagere ihn anschließend an einem kühlen, dunklen Ort, zum Beispiel im Keller. So hält sich der Schlehensaft viele Monate bis hin zu einigen Jahren. 

 

Schlehensaft kann zu Gelee weiter verarbeitet, und Beeren zu Mus gekocht werden.

Schlehenlikör-Rezept:

Für etwa einen Liter selbstgemachten Schlehenlikör benötigst du folgende Zutaten:

  • 200 g Schlehen

  • 175 g weißen Kandis

  • Vanilleschote

  • 1 Zimtstange

  • 700 ml Korn

Außerdem brauchst du die folgenden Utensilien für das Schlehenlikör-Rezept:

  • ein verschließbares Glasgefäß mit einem Liter Füllvermögen

  • ein feinmaschiges Sieb und eventuell ein sauberes Baumwolltuch

  • eine sterilisierte Glasflasche

 

Schlehenlikör selber machen: So funktioniert das Rezept


Du brauchst keinerlei Vorkenntnisse für das Schlehenlikör-Rezept. Beachte jedoch, dass der Likör etwa zwei Monate ziehen muss. Möchtest du ihn verschenken oder brauchst ihn zu einem bestimmten Anlass, solltest du ihn rechtzeitig ansetzen.

So machst du Schlehenlikör selbst:

  1. Wasche und putze die Schlehen und lasse sie gut abtropfen. Ritze sie mit einem scharfen Messer ein Stück ein. 

  2. Fülle die Schlehen in ein verschließbares Glasgefäß, zum Beispiel eine weithalsige Flasche. Diese sollte etwa einen Liter Füllvermögen haben. 

  3. Gib den Kandis hinzu.

  4. Schneide die Vanilleschote auf und gib sie zusammen mit der Zimtstange in die Flasche.

  5. Übergieße alles mit dem Korn, verschließe das Gefäß und lass den Schlehenlikör für sechs bis acht Wochen an einem kühlen Ort ziehen. Dafür eignet sich zum Beispiel ein Keller oder eine Abstellkammer.

  6. Öffne die Flasche und gieße den Likör durch ein feinmaschiges Sieb. Tipp: Lege das Sieb mit einem Baumwolltuch aus, sodass am Ende wirklich keine Stückchen mehr im Schlehenlikör enthalten sind. Die Beeren kannst du leicht ausdrücken, sodass du den gesamten Saft auffängst.

  7. Fülle den Schlehenlikör in eine sterilisierte Glasflasche und verschließe sie fest.